Kleines ganz groß
Heute war ich lange zu Fuß in der Natur unterwegs. Jetzt ist mein Geist frei, mein Körper wohlig warm und geschmeidig durchbewegt, meine Seele leicht. Und ich bin glücklich.
Der Wetter war gut. Der Wind stark und noch frisch, fast kalt. Die Sonne ließ silberne Strahlen zwischen teils dunkelgrauen Wolken herabfließen, aber es blieb trocken. Der Frühling hat unüberseh- und -hörbar Einzug gehalten. In den Gärten sind die Wiesen von Primeln, Schneeglöckchen und Krokussen bunt gesprenkelt und im Wald durfte ich dem Konzert der Vögel lauschen.
Und nicht nur die Vögel, auch die Pflanzen im Wald erwachen zu neuem Leben. So wie dieser Keimling, der sich von seiner harten Samenkapsel befreit hat und kurz davor steht, seine Blätter zu entfalten.
Aus diesem Keimling wird wohl nie ein großer Baum werden. Er hat sich seinen Platz mitten auf dem Weg gesucht. Aber das weiß er nicht und das ist im Moment auch nicht von Bedeutung. Er steht einfach da und streckt seine zartgrünen Blätter der Sonne entgegen. Jetzt. In diesem Augenblick.
Als ich den Keimling betrachtete bemerkte ich, dass auch ich ganz im Jetzt war. In solchen Momenten, die ich oft erlebe, wenn ich allein in der Natur bin, fühle ich mich ganz. Als Einheit von und mit allem. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit und Demut vor dem Wunder der Schöpfung. Glück.
Allein dafür hat sich das Dasein des Keimlings schon gelohnt.
Wann hast du zuletzt bewusst innegehalten, dich an einer Kleinigkeit erfreut und erkannt, dass es oft die kleinen Dinge sind, die das Leben großartig machen?
Ich jedenfalls bin noch immer erfüllt von dem Glücksgefühl, das mich heute Mittag im Wald duchströmte.
In diesem Sinne:
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